Rund um die Kuh
Geschichte der Kuh
Die Kuh begleitet die Menschheit schon sehr lange und hat während der Evolution ganz viele verschiedene und sich wandelnde Rollen eingenommen. Vor 10‘000 Jahren war der Vorgänger der heutigen Kuh „der Auerochse“ eine sehr wertvolle Beute für die Menschheit gewesen. Sie lieferte Fleisch für das Essen und Fell, Leder und Wolle für die Kleidung und Behausung der Menschen. Die Knochen und die Hörner des Auerochsens wurden für die Herstellung von Werkzeugen und Schmuckstücken genutzt. Der wildlebende Auerochse wurde im Jahr 1627 ausgerottet. Aber schon viel vorher haben Menschen damit angefangen die Tiere zu zähmen. So wurde die Kuh vor 8‘500 Jahren zum Haustier. So konnten die Menschen die Kuh auch als Milchlieferantin und als Zug-, Trag-, Reit- und Kampftier nutzen. Die Kuh brachte den Menschen also grossen Nutzen, daher verehrten viele Kulturen das Tier. In Indien ist dies noch heute der Fall. Durch die Industrialisierung wurde die Kuh als Arbeitstier durch Maschinen abgelöst. Dafür wurde die Kuh immer mehr zur Milch- und Fleischlieferantin.
Rassen
Die Kühe wurden dann auch speziell gezüchtet, damit die Besitzen noch mehr Profit aus der Kuh ziehen können. Dadurch entstanden viele verschiedene Rassen mit jeweiligen Spezialisierungen. So gibt es Rassen wie die Brown Swiss, Holstein und Red Holstein, welche zur Produktion von Milch spezialisiert sind. Es gibt auch Rassen, welche zur Fleischproduktion spezialisiert sind. Dies sind zum Beispiel die Rassen Limousin, Gelbvieh und Galloway. In der Schweiz gibt es auch noch viele Rassen, welche sogar für die Milch- und Fleischproduktion genutzt werden. Dies sind die Rassen Simmentaler, Schweizer Fleckvieh oder die Montbéliard.
Bei uns in der Schweiz kommen die Rassen Red Holstein, Schweizer Fleckvieh und Brown Swiss am meisten vor. Diese sind alle ungefähr 1.45 Meter gross und 700 Kilogramm schwer. Es gibt aber noch ganz viele weitere Rassen in der Schweiz und in der ganzen Welt. Hier findest du eine Auflistung von bekannten Rassen:
Montbéliarde
Ursprung: Frankreich
Grösse: 145 cm
Gewicht: 750 kg
Hinterwälder
Ursprung: Deutschland
Grösse: 115 cm
Gewicht: 400 kg
Holstein
Ursprung: USA
Grösse: 149 cm
Gewicht: 700 kg
Rätisches Grauvieh
Ursprung: Schweiz (Graubünden)
Grösse: 120 cm
Gewicht: 450 kg
Eringer
Ursprung: Schweiz (Wallis)
Grösse: 125 cm
Gewicht: 575 kg
Simmentaler
Ursprung: Schweiz
Grösse: 142 cm
Gewicht:720 kg
Brown Swiss
Ursprung: USA
Grösse: 144 cm
Gewicht: 650 kg
Evolèner
Ursprung: Schweiz (Wallis)
Grösse: 120 cm
Gewicht: 450 kg
Red Holstein
Ursprung: USA
Grösse: 159 cm
Gewicht: 750 kg
Jersey
Ursprung: Insel Jersey (Grossbrittanien)
Grösse: 125 cm
Gewicht: 400 kg
Schweizer Fleckvieh
Ursprung: Schweiz
Grösse: 145 cm
Gewicht: 720 kg
Galloway
Ursprung: Irland
Grösse: 120 cm
Gewicht: 525 kg
Gelbvieh
Ursprung: Deutschland
Grösse: 137 cm
Gewicht: 720 kg
Limousin
Ursprung: Frankreich
Grösse: 136 cm
Gewicht: 700 kg
Magen der Kuh
Wie du schon gelesen hast, ernährt sich die Kuh vor allem von Pflanzen. Diese sind aber sehr schwer zu verdauen, daher hat die Kuh einen ganz speziellen Magen und zwar einen Wiederkäuermagen. Nun gehen wir gemeinsam den Weg einer Pflanze, welche von einer Kuh gefressen wurde.
1. Die Kuh reisst das Gras mit Hilfe der Zunge vom Boden Weg und braucht dabei ihr Gebiss kaum. Denn sie schluckt das Gras beinahe unzerkaut. Dabei gelangt das unzerkaute Gras via Schlund in den ersten Magen.
2. Der Pansen ist der erste und der grösste der drei Vormägen. Er füllt fast die ganze linke Hälfte des Bauches. Er kann also eine enorme Menge an Futter aufnehmen, nämlich 50 – 60 Kilogramm. Das Futter wir im Pansen erstmals behandelt. Es hat dort ganz viele Bakterien, die die Nährstoffe vom Futter spalten. Zudem wird das Futter zusammengepresst, damit es etwas weniger Platz braucht. Zudem beginnt das Gras durch die Wärme mit dem Gären. Durch Muskelzuckungen gelangt das vorverdaute Gras in den nächsten Magen
3. Weiter geht es im Netzmagen. Dieser liegt am weitesten vorne und gleich vor dem Pansen. Er heisst Netzmagen, weil die Schleimhäute dort ganz faltig sind und sie sehr netzartig angeordnet sind. Wenn die Nahrung dann da angelangt ist, macht der Magen sie zu faustgrossen Ballen. So werden sie dann wieder durch Muskelzuckungen der Speiseröhre zurück in die Mundhöhle transportiert, wo die Kühe die Nahrung wieder käuen. Von da kommt auch der Name Wiederkäuer. Nachdem die Kuh die Nahrung gekaut hat, schluckt sie diesen Brei wieder runter.
4. Der Brei gelangt in den Blättermagen. Das ist der letzte Vormagen. Er ist etwa so gross wie ein Medizinball und liegt in der rechten Seite des Bauches. Er heisst Blättermagen, da wie beim Netzmagen ganz viele Schleimhäute vorhanden sind, die wie die Blätter eines Buches aussehen. Hier wird das Wasser aus dem Speisebrei entzogen und dadurch schon mal verdickt. Von dort wird der nun feste Brei in den letzten und eigentlichen Magen gepumpt. Das wie vorher auch schon, durch diese Muskelzuckungen.
5. Der eigentliche Magen heisst Labmagen. Dort wird die dickflüssige Nahrung durch Verdauungssäfte in einzelne Teile zersetzt. Diese Pastete gelangt dann schliesslich in die nächste Station.
6. Dies ist der Darm, welcher 50 Meter lang ist. Dort wird das ehemalige Gras fertig verdaut und in die einzelnen Nährstoffe zerlegt. Diese Nährstoffe gelangen in den Blutkreislauf und schliesslich in den Milchbläschen des Euters. Dort wird dann die Milch gebildet.
7. Die unverwerteten Futterteile werden gekotet und landen als Kuhmist auf den Wiesen. Dies wird auch als Düngermittel genutzt. Die unverwertete Flüssigkeit sammelt sich in der Blase und wird uriniert.
Milchproduktion
Die Kühe der bekanntesten Schweizer Rassen essen pro Tag ungefähr 100 Kilogramm Gras, 2.5 Kilogramm Kraftfutter, 200 Gramm Salz und trinken 80 Liter Wasser. Dieses Essen kann sie verdauen und gewinnt daraus Nährstoffe und stellt Milch her. Pro Tag produziert eine Kuh ungefähr 25 Liter Milch. Die Umwandlung von einem Gras zu Milch dauert zwei bis drei Tage. Aus 25 Liter Milch kann man viele verschiedene Sachen herstellen. So könnten aus 25 Liter Milch 25 Kilogramm Joghurt entstehen oder 1.4 Kilogramm Butter oder 2.5 Kilogramm Käse. Im Jahr gibt eine Kuh insgesamt 7‘500 Liter Milch. Sie gibt aber nicht jeden Tag im Jahr Milch, sondern nur 300 Tage. Die restlichen 65 Tage bereitet sie sich auf die Geburt des nächsten Kalbes vor. Die Kuh gibt nur so lange Milch, dass sie immer wieder kleine Kälbchen bekommt, denn ursprünglich produziert die Kuh Milch um ihr Kalb zu ernähren. Aber die Menschen haben herausgefunden, dass die Kälber nicht so viel Milch trinken, wie ihre Mutter produziert. Die Menschen nutzen dies aus und brauchen die Milch für ihre eigene Nahrung oder Verkaufen diese.
Vom Kalb zur Kuh
Ein neues Leben beginnt immer mit einer Befruchtung der Eizelle der Kuh. Dies geschieht entweder durch den Natursprung, welcher vom Stier gemacht wird, oder heute immer mehr durch eine künstliche Befruchtung. Durch eine Besamung können Unfälle beim Natursprung verhindert werden und es ist dadurch eine gezielte Zucht möglich. Kühe werden alle drei Wochen „stierig“ und nur in dieser Zeit ist eine Besamung sinnvoll, ansonsten ist sie nämlich nicht empfangsbereit. Falls die Besamung erfolgreich war, wächst im Bauch der Kuh während 9.5 Monaten ein kleines Kälbchen heran. Die Geburt ist sehr ansprengend für eine Kuh, dadurch Hilfe der Bauer der Kuh beim Gebären und lässt sie nicht aus den Augen. In den ersten Wochen nach der Geburt trinkt ein Kalb sehr viel Milch der Mutter, aber auch danach trinkt es noch Milch. In einem halben Jahr trinkt es insgesamt 1‘000 Liter Milch. Aber auch etwas Heu isst das Kalb schon, denn so wird der Magen auf die Verdauung von Gras vorbereitet. Sobald das Kalb keine Milch mehr trinkt, wird es Rind oder in der Schweiz auch „Gusti“ genannt. Mit 50 bis 20 Monaten wird das Rind dann zu einer Kuh, dies bedeutet, dass es geschlechtsreif wird. Von da an, kann die Kuh dann ein Kälbchen bekommen und danach bekommt es auch das erste Mal Milch. Sie wird dann das erste Mal gemolken. Anschliessend bekommt die Kuh fast einmal im Jahr ein Kalb. In der Schweiz werden die meisten Kühe dann mit ungefähr acht Jahren geschlachtet, dies obwohl Kühe eine Lebenserwartung von 15 bis 20 Jahren hätten. Da es aber immer wieder Nachwuchs gibt, wäre der Platz im Stall nicht ausreichend, wenn der Bauer die Kühe bis zum natürlichen Tod halten würde. Der Bauer muss immer die besten Tiere auswählen, da er so am meisten Geld verdient. Dabei ist die Milchleistung und Fitnessmerkmale der Kuh zentral für die Auswahl. Es kann für den Bauer sehr schmerzhaft sein, wenn er eine liebgewonnene Kuh zum Schlachthof bringen muss.
Falls du eine Geburt eines kleinen Kälbchens miterleben möchtest, dann schaue im Kapitel Video "Geburt eines Kalbes" das Filmchen dazu an!